In diesem Artikel erfährst du, was es mit deiner Wut auf sich hat und wie du mit ihr umgehen kannst.
Wut. So ein intensives Gefühl. So unangenehm. So unerwünscht. So explosiv.
So wichtig!
Hä?
Ja! Wichtig!
Vermutlich ist Wut DAS unbeliebteste Gefühl. Aber sie ist nicht so schlecht wie ihr Ruf. Dahinter stecken wieder so tolle Glaubenssätze ausgelöst durch Aussagen wie
Wut steht dir nicht.
Lächle doch mal.
Du musst wieder lieb sein.
Ideen von Positiven und Negativen Gefühlen. Aber vor allem Strategie Nummer 1 beim Umgang mit Wut: Verharmlosung.
Unser Umgang mit Wut
Es ist total üblich auf Äußerungen von Wut mit Verharmlosung zu reagieren, die Wut kleinzumachen, die Gründe für die Wut wegzureden oder nicht ernst zu nehmen. Wut ist gesellschaftlich absolut nicht akzeptiert. Und genau das bekommen wir immer wieder zu spüren. Aber reden wir die Wut klein, wird sie größer. Denn sie will gehört werden. Sie ist da, um dir zu helfen. Sie ist da, um dich zu unterstützen. Sie ist dein internes Alarmsystem und sagt Bescheid: Hey! Hier ist was nicht in Ordnung! Kümmere dich gefälligst um dich!
Und was ist unsere Antwort?
Sei leise! Du bist unerwünscht. Du gehörst nicht zu mir! Ich will dich nicht haben!
So oder so ähnlich reagieren wir auf ein Gefühl IN uns, auf ein Gefühl VON uns, auf ein Gefühl FÜR uns. Deine Gefühle sind IMMER FÜR DICH!
Das ist so absurd. Wir sind mit der Überzeugung aufgewachsen, dass wir uns immer daran zu orientieren haben, wie es anderen geht, wie wir die Gefühle anderer beeinflussen, dass wir für die Gefühle anderer verantwortlich sind (Folge #13 Podcast). Gleichzeitig sollen wir all unsere Gefühle ignorieren. Nicht zu laut freuen, nicht zu lange traurig sein, Schmerzen schnell wegpusten, keine Wut haben. Dabei gehören sie alle zu uns. Und wir dürfen sie alle nur gedeckelt fühlen.
Wann hast du dir das letzte Mal erlaubt, ein Gefühl so richtig intensiv und ausgiebig zu fühlen? Mit allen Poren deines Körpers. Unsere Kinder tun genau das noch. Beginnen wir nun auch, ihre Gefühle zu deckeln?
Wir haben den Bezug zu unseren Gefühlen verloren. Wir trauen uns teilweise kaum, sie einfach da sein zu lassen. Vor allem nicht die unangenehmen. Die sollen ganz schnell weg. Ablenkung (Handy, TV, Spiele, Shoppen,..) oder Kleinreden nutzen wir auch als Erwachsene noch gern als Strategien. Das Problem daran ist, dass die Wut dadurch nicht verschwindet. Ganz im Gegenteil: Druck erzeugt Gegendruck. Je stärker du gegen deine Wut ankämpfst, desto lauter wird sie dich anschreien und darum kämpfen, gesehen zu werden. Du kommst also nur gegen deine Wut an, wenn du ihr erlaubst, da zu sein. Wenn du ihr zuhörst und wenigstens versuchst, sie da sein zu lassen.
Fühlst du dich manchmal von deiner Wut überrollt?
Übernimmt deine Wut die Kontrolle und du bist nur noch in der Autopilotin unterwegs?
Erlebst du deine Wut besonders intensiv, wenn dein Kind wütend ist?
Wie intensiv erlebst du deine Wut?
Worauf könnte deine Wut dich hinweisen wollen?
Was könnte deine Wut gerade brauchen?
Versuche dein Wut zu akzeptieren. Natürlich darf sich deine Aggression in diesem Augenblick nicht gegen dein Kind wenden. Aber sie darf da sein. Kannst du die Wut vielleicht woanders hinlenken? In ein Kissen? Kannst du singen statt schreien? Kannst du hüpfen oder dich schütteln? Oder kannst du vielleicht einfach versuchen, tief durchzuatmen? Ganz langsam und wenigstens drei Mal? Kannst du versuchen, deinen Körper wahrzunehmen? Oder alle Hauptstädte Europas aufzusagen?
Deine Wut darf da sein. Sie ist da, um dich auf unerfüllte Bedürfnisse hinzuweisen. Sie darf raus. Sie darf sich nur nicht gegen dein Kind richten. Finde einen Weg, um sie umzulenken.
Möchtest du wissen, warum deine Wut da ist? Was sie dir sagen will? Dich deiner Wut stellen? Dann komm zum Onlinekurs Weg mit der Elternwut dazu. Hier findest du mehr Infos zum Kurs.
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