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Wie gehe ich mit den Gefühlen meines Kindes um?

Wir behandeln Kinder wie Objekte. Objekte, die keine Gefühle haben dürfen.

 

Das Kind freut sich - Sei nicht so laut.

Das Kind ist wütend - Reiß dich zusammen. Beherrsche dich.

Das Kind hat Angst - Ach, du brauchst doch keine Angst zu haben.

Das Kind ist traurig - Ach, ist doch nicht so schlimm.

 

Würdest du solche Sätze zu deinen Kolleg:innen sagen?

 

Solche Sätze kommen einfach aus uns herausgeschossen. Ganz oft ohne, dass wir darüber nachdenken. Manchmal hören wir gar nicht richtig zu. Manchmal denken wir, ist doch nicht so dramatisch , ist doch kein Problem. Manchmal denken wir, was für ein Theater, was für ein Drama. Aber wir wissen nicht, wie es sich für unser Kind anfühlt. Wir wissen nicht, was für ein Sturm da gerade durch diesen kleinen Körper weht. Wir denken nur, wir wüssten es besser. Vielleicht wollen wir unserem Kind auch den Schmerz nehmen, die Traurigkeit, die Angst. Aber diese Gefühle verschwinden nicht einfach, weil wir sie verharmlosen oder rational zu erklären versuchen. Die Gefühle bleiben. Das Kind denkt nicht plötzlich: Achso ja stimmt. Jetzt wo du es sagst, wird mir auch klar, da ist ja gar kein Monster in meinem Zimmer. Meine Angst ist völlig unbegründet. Ich schalte sie mal aus.

 

Nein! Unsere Kinder brauchen Einfühlung. Sie möchten mit ihren Gefühlen gehört und gesehen werden. 

 

Du gehst mit deinem Kind los zu einem Ausflug. Nach ein paar Minuten fällt deinem Kind auf, dass es seinen Teddy vergessen hat. Den Teddy, den es extra bereit gelegt hat, um ihn mitzunehmen.

"MaPa, mein Teddy!!! Ich hab meinen Teddy vergessen!"

"Ach Mist. Naja, nicht so schlimm! Der wartet jetzt zu Hause auf dich. Dem geht´s da gut. Der hat Gesellschaft. Vielleicht puzzelt er ein bisschen."

Klingt für uns rational absolut sinnvoll und nach einer guten Möglichkeit, den Teddy zurück zu lassen. Die Gefühle unseres Kindes nehmen wir so aber nicht ausreichend wahr. Denn die Enttäuschung und Traurigkeit können nicht einfach rational weggebügelt werden. 

 

Wenn du einer*m Freund*in davon erzählst, dass du heute Streit mit jemandem hattest und dich das total traurig macht, hilft es dir dann, wenn dir jemand sagt

"Ja doof! Aber nicht so schlimm. Morgen sieht die Welt schon wieder besser aus. Schwamm drüber. Vergiss es einfach"

oder

"Oh je! Warum macht dich das denn so traurig? Was ist denn passiert? Und das hat dich verletzt, oder?"

 

Es geht uns nicht darum, das Problem "wegzumachen", wenn wir davon berichten. Wir wünschen uns Anteilnahme. Wir wünschen uns Verständnis. Wir wünschen uns Einfühlung. Und das heißt nicht, dass der*die Gesprächspartner*in das genauso sehen soll, nur dass er*sie zuhört. 

 

Und wieso bekommen wir so selten wirklich echte Anteilnahme? Warum geht es immer gleich darum, das Problem zu lösen, zu ignorieren, es wegzuschieben oder kleinzureden? Weil wir es genauso gelernt haben. Und zwar so:

Das Kind freut sich - Sei nicht so laut.

Das Kind ist wütend - Reiß dich zusammen. Beherrsche dich.

Das Kind hat Angst - Ach, du brauchst doch keine Angst zu haben.

Das Kind ist traurig - Ach, ist doch nicht so schlimm.

 

Gehen wir auf die Gefühle unseres Kindes ein und schaffen es, diese nicht abzutun, können unsere Kinder genau das auch lernen. Wenn das ein typischer Umgang ist, steht diese Handlungsmöglichkeit unserem Kind auch einfach zur Verfügung. So wie es bei uns auch ist.

 

Vergisst dein Kind den Teddy, könntest du Anteil nehmen, indem du so etwas sagst, wie

"Oh nein! Du hast deinen Teddy vergessen? Da bist du jetzt ganz traurig oder? Das ist echt doof und ärgerlich." Du könntest dir überlegen, ob es für dich möglich ist, zurück zu gehen, um den Teddy zu holen. Falls nicht, kannst du das deinem Kind erklären und einfach den vermutlich aufziehenden Gefühlssturm begleiten.

 

 

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